Norwegen war Oslo

Der Flug war schon gebucht, das haben wir noch in Wien erledigt, gleich nachdem wir Finns nächsten Kinderarzttermin vereinbarten, und so kamen wir nicht drumherum den Weg nach Oslo einzuschlagen. Am Montag sollte der Flieger gehen, doch heute war erst Samstag. Samstag eine Woche zuvor.

Es war ein regnerischer Tag, an dem wir Schweden hinter uns ließen und die Grenze nach Norwegen überquerten. Keine wahrnehmbare Grenze. Kein Grenzposten. Ja nicht mal ein Schild „Velkommen til Norge“. Von jetzt auf gleich änderten sich die Leitlinien der Straße von weiß auf gelb und zeigten uns damit, wir müssten wohl auch unseren Status auf Instagram mit einer rot, weiß, blauen Fahne schmücken.

Langsam, ja gar schleichend, aber dennoch gekonnt kletterte unser blauer Bulli die hügelige Landschaft um Oslo hinauf, bis wir einen der städtischen Campingplätze erreichten. Einchecken, Einrichten, Ankommen, Runterkommen. Vor allem das Letztere lag uns sehr am Herzen. Wussten wir doch noch nicht wie Finn auf seinen ersten Flug reagieren würde.

Die Wettervorhersagen versprachen angenehme Tage und kalte Nächte. Tage, an denen man mit kurzer Kleidung schwitzte und Nächte, die deutlich unter die zehn Grad sanken, dafür wolkenlos und sternenklar waren. Selbst unsere Solarpaneele spürten gleich, dass die Sonne nicht so recht aufsteigen wollte um uns mit ihrer vollen Energie zu verwöhnen.

Vier Mal haben wir unser Leben den, zum Teil, kamikazehaften Fahrstil der Osloer Busfahrer anvertraut. Vier Mal, Oslo und zurück. 45 Minuten, die bei einem Block aus roten Ziegelsteinen im Herzen der Stadt enden. Vor dem Rathaus. 

Im Vergleich zu den vielen architektonischen Schauplätzen in der Metropole Norwegens ist das Rathaus ein Gebäude, das eher so wirkt als hätte ein Ziegelwerk den Auftrag bekommen ihre Ware ordnungsgemäß zu entsorgen.

Eine Mischung aus protzig und schlicht, Bonzen und Hipster, macht viele der Schauplätze der Stadt aus. An den kilometerlangen Hafengelände trifft man stetig das ein oder andere bevor man von dem Anblick auf die atemberaubende Architektur der Osloer Oper stößt. Im Einklang mit dem Meer scheint sie dort am Ufer zu ruhen und sich zu sonnen.

Doch wir wollen etwas mehr abseits. Weg von der PolePosition. In die zweite Reihe sozusagen. Wieder die Öffis nutzen, doch diesmal per Straßenbahn. Die Schienen scheinen den Fahrer etwas in Zaum zu halten, was uns zu Gute kommt weil sie restlos überfüllt ist und man den Schweiß seiner Nachbarn förmlich riechen kann. Zwölf Stationen trennen uns von unserem Ziel, den Mathallen Oslo. Zwölf Stationen aushalten und mitschwimmen.

Es erwartet uns ein altes Betriebsgelände, das in all seinen Grundzügen verhipstert wurde. Internationale Küche in unterschiedlichen, kleinen, süßen Restaurants füllen die Halle, neben Frischobst- und -gemüse-, Gewürz-, und Allerleiläden. Viel zu gerne hätten wir hier mehr Zeit verbracht, doch als Langzeitreisende, die das Budget schonen müssen, sind die Preise außerhalb unseres Spaßfaktors.

Und so vergehen die Tage, einer nach dem anderen, bis er gekommen ist, der Tag der Abreise. Finns erster Flug, Leon wieder zurück zu Mama, Babsi auf Besuch in Wien und ich? Naja ich war zwei Tage mit Mala in Norwegen. Alleine. Getrieben von nichts, wartend darauf, dass ich zwei meiner drei Liebsten wieder vom Flughafen abholen kann.