364 Tage! Zurück in die Zukunft Teil 2

Wir sind nun ein Jahr unterwegs. Keine Wohnung, nur ein Bus. Keine fixen Arbeitszeiten, „nur“ jede Menge Zeit. Ich sitze und genieße die Aussicht. Es ist still, nur das Rauschen des Windes ist zu hören wenn er durch die Baumkronen bläst. Einer dieser unbezahlbaren Momente im Rausch der Freiheit.

Wir haben in den letzten zwölf Monaten so viel erlebt. Dennoch ist es kein Ballast, keine Reizüberflutung, denn wir reisen langsam. Gerade immer so viel wie es nötig ist um es noch Reisen zu nennen. Es heilt!

Früher war Stille etwas bedrohliches für mich. Ich habe mich schnell einsam und alleine gefühlt. Heute ist sie zu einer engen Vertrauten geworden, die einem an zu hektischen Orten einfühlsam zuflüstert, einen Schritt zur Seite, raus aus dem alltäglichen Getümmel, zu machen.

Wir lernten uns Zeit zu nehmen, was leichter fiel, weil wir sie plötzlich hatten.
Wir mussten zu keiner Uhrzeit irgendwo sein. Plötzlich bekommt Zeit eine ganz neue Qualität.
Es entsteht ein natürlicher Rhythmus, dem man instinktiv folgt, denn man wird sich plötzlich bewusst, dass nichts versäumt werden kann und alles in Symbiose ist.

Noch vor einem Jahr war es für mich unmöglich mich eine längere Zeit zu überwinden vor der Arbeit aufzustehen um in meinem Wohnzimmer meiner Yogapraxis nachzugehen. Heute ist es, als hätte ich nie etwas anderes getan. Ich kann mein Yoga genießen ohne auf die Uhr zu schauen. Ich kann mein Essen schmecken, weil ich nicht mehr nur 30 Minuten Zeit dafür habe es zu mir zu nehmen. Bin ich müde, lege ich mich hin und wache erst wieder auf wenn ich ausgeschlafen bin.
Leben hat so viel mehr Qualität wenn man Zeit hat!

Geld spielt kaum eine Rolle und ist für uns nun kein Mittel mehr, das uns versorgt. Denn wir haben gelernt, dass man seine eigenen Fähigkeiten dazu nutzen kann um dafür etwas zu essen, zu trinken oder eine warme Dusche zu bekommen. Doch nicht nur dass, denn es entwickelten sich so auch viel schneller tolle Beziehungen und ich kenne nichts, das mein Leben im letzten Jahr mehr bereichert hätte, als all diese wunderbaren Menschen.

Ende